Neben den üblichen Streifen- und Spezialfahrzeugen mit überwiegend vier Rädern, gehören natürlich die zweirädrigen Motorräder mit Polizeiausstattung in jeden polizeilichen Fuhrpark. Sie gelten als wendig, schnell, verfügen über eine komplette Digitalfunkanlage, sind mit Blaulicht und Martinshorn ausgestattet und haben einen hohen taktischen Einsatzwert. Eingesetzt werden die Funk-Kräder im normalen Streifendienst – überwiegend in der Verkehrsüberwachung – oder als Aufklärer in Verkehrslagen, Begleiter von Aufzügen, als Lotsen und Teil von Eskorten.

Neben dem ´Spaß´ an der eigentlichen Tätigkeit erfahren die Beamten und Beamtinnen eine absolute Akzeptanz und positive Resonanz von Bevölkerung und Betroffenen für ihren Job als ´Lonesome Rider´.

Ein Blick in die Fahrzeugliste der Ortspolizeibehörde Bremerhaven vom 01. April 1946 zeigt, dass es schon zu damaliger Zeit 16 Polizeimotorräder verschiedener Hersteller und Baujahre gab. Leider waren davon nur 7 fahrbereit, der Rest diente als Ersatzteillager. 1955 waren 9 BMW 500 ccm sowie 4 Motorräder mit Beiwagen im Einsatz. In den Jahren 1959 und 1960 fand altersbedingt eine fast vollständige Neuausstattung des Fuhrparks der Polizei statt; darunter auch die Beschaffung von 9 BMW 500er Krädern.

Diese in den 60ern in den Dienst genommenen BMW-Kräder versahen teilweise bis Anfang 2000 ihren Dienst. Einige mutierten zu Ersatzteillagern, die verbleibenden erwarben im hohen Alter ihr H-Kennzeichen, bevor sie ausgemustert und an Sammler bzw. unser Polizeimuseum abgegeben wurden. Eines dieser Altertümer finden Sie heute noch in einer Vitrine im Eingangsbereich zum Stadthaus 6.

Da eine Polizei ohne Motorräder kaum vorstellbar und der taktische Bedarf vorhanden war, entschloss sich die OPB* im Jahr 2002 zum Kauf von drei Funkstreifenkrädern der Marke MZ Scorpian 660 aus Tschopau / Sachsen. Leider handelte es sich um drei Montagsmodelle, die auch nach diversen Nachbesserungen nicht konstant fahrbereit waren. Sie fanden schon in ganz jungen Jahren ihren Platz in einer Garage, um dort zu verstauben.

Es folgten drei grün-weiße BMW K75, die bei der Polizei Bremen ausgemustert worden waren. Aus drei mach zwei – zusammen mit der technischen Ausbildungswerkstatt der Bundeswehr in Hesedorf wurden die Maschinen generalüberholt, in blau-weiß umlackiert und in Betrieb genommen. Auch sie erwarben während ihrer Dienstzeit das H-Kennzeichen, wurden schließlich im Jahr 2019 ausgemustert und durch zwei neue BMW 750 ersetzt.

Im Bedarfsfall wird die OPB* durch die Bereitstellung von Funkkrädern durch andere Bundesländer unterstützt. Das gilt beispielhaft für Großveranstaltungen wie der ´SAIL´ oder Staatsbesuche, denen gemäß Protokoll eine Eskorte zusteht.

Wer sie bekommt und wie viele Kräder die Eskorte haben muss:
15 Kradfahrer bei Staatsoberhäuptern (Könige, Staatspräsidenten), sofern es sich um einen Staatsbesuch handelt
7 Kradfahrer bei Staatsoberhäuptern bei einem inoffiziellen Besuch
7 Kradfahrer bei Parlamentspräsidenten und Regierungschefs (z. B. Kanzler) bei offiziellen Besuchen
5 Kradfahrer bei Parlamentspräsidenten und Regierungschefs bei Arbeitsbesuchen
5 Kradfahrer für Außenminister bei offiziellen Besuchen
3 Kradfahrer für Außenminister bei Arbeitsbesuchen und bei Besuchen von allen anderen Fachministern (z. B. Verteidigungsminister)

Da immer mehr Staatsoberhäupter während ihrer Besuche bewusst auf die protokollarisch vorgeschriebene Polizei-Eskorte vor ihrem Fahrzeugkonvoi verzichten und die Motorradpyramiden auf Polizeiveranstaltungen in heutiger Zeit auch rückläufig sind, reichen uns derzeit zwei Motorräder im Einsatz.

Trotzdem haben unsere Kollegen der Verkehrsdienste zu diesem besonderen Anlass nur für Sie noch einmal eine Pyramide gebildet (und es alle heile überstanden)

Aber nicht nur die Motorräder änderten sich im Laufe der Jahre, auch die Bekleidung der Fahrer unterlag einem Wandel. Trugen sie in den 40er und 50er Jahren noch Stiefelhosen, schwarze Lederjacken oder Uniformröcke in blau, manchmal auch weiß, mit weißen Halbschalenhelmen, wurde in den 60ern und 70ern auf grüne Lederkombis mit weißen Integralhelmen umgestellt. Aufgrund dieses Outfits wurde in der Bevölkerung schnell der Begriff der ´Weißen Mäuse´ für die Motorradfahrer der Polizei geprägt. Anfang der 2000er hielt die neueste Technik Einzug – es wurden grüne Textilkombis eingeführt. Die Helme blieben weiß, wurden aber den neuesten technischen Standards angepasst. Schon zur SAIL 2010 konnte man den ersten Fahrern in blauen Textilkombis begegnen – bis zum heutigen Tag hat sich diese dienstliche Motorradkleidung durchgesetzt. Die Helme sind inzwischen silberfarben.

*Ortspolizeibehörde Bremerhaven