Dies lernen alle Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten schon in der Ausbildung. Gemeint ist der an die Polizei übertragene Auftrag, Straftaten und andere Normverstöße nicht nur zu verfolgen, sondern auch vorbeugend zu bekämpfen. Darüber hinaus hat die Polizei die Aufgabe im Rahmen der Verkehrssicherheitsarbeit Beiträge zum sicheren und umweltgerechten Straßenverkehr zu leisten.

Bei der Ortspolizeibehörde Bremerhaven hat die Prävention neben der Repression seit jeher einen hohen Stellenwert für unsere interne und externe Arbeit. So wurden im Laufe der letzten 75 Jahre die unterschiedlichsten Aufgaben und Projekte initiiert und es entwickelte sich ein sehr umfangreiches Angebot im Bereich der vorbeugenden Kriminalitätsbekämpfung und der Verkehrsprävention. Wir sind Partner in verschiedenen Vereinen und Netzwerken, die gemeinsam Präventionsmaßnahmen in Bremerhaven entwickeln, umsetzen und unterstützen.

Der Direktor der Ortspolizeibehörde Bremerhaven, Harry Götze, führt dazu aus:
„Als bedeutsamen Gesichtspunkt erachte ich unsere große Bürgernähe. Ich bin überzeugt davon, dass wir unsere Maßnahmen in guter Kenntnis und Nähe zu unserer Bevölkerung gezielt steuern. Der Schutz unter anderem älterer Menschen stellt einen diesbezüglichen Schwerpunkt dar. Große Erfolge haben wir beispielsweise auch im Kampf gegen die Einbruchskriminalität in unserer Stadt erzielt. Polizeiliche Präventionsarbeit muss in allen Bereichen zielgruppenorientiert sowie thematisch konzipiert durchgeführt werden. Dazu müssen die Rahmenbedingungen aufrechterhalten bzw. geschaffen werden. Weiterhin wird es ein vorrangiges Ziel der Ortspolizeibehörde Bremerhaven sein, unsere polizeiliche Prävention mit großen Erfolgen und gemeinsam mit unseren Sicherheitspartnern zu betreiben.“

Den Grundstein für die Präventionsarbeit in Bremerhaven, insbesondere für die Verkehrssicherheitsarbeit, legte die amerikanische Militärregierung schon während der Besatzungszeit. In den Vorschriften für die Polizei wurde bestimmt, dass zu ihren Aufgaben die Erziehung des Publikums zu einer sicheren Verkehrsdisziplin für Fußgänger und Fahrzeuge sowie die Verhütung, Untersuchung und Meldung von Verkehrsunfällen gehören.
Zur Schulung der Verkehrsteilnehmer organisierte die Polizei Bremerhaven bereits 1947 die erste Verkehrserziehungswoche. Diese stand unter dem Motto: „Bremerhaven, das Einfalltor und die Visitenkarte Deutschlands. Darum haltet Verkehrsdisziplin und sorgt für Ordnung und Sauberkeit auf den Straßen“. Die Verkehrserziehungstage wurden auch in den Jahren 1948 und 1949 durchgeführt.

1950 stellte ein Mitarbeiter der Militärregierung (Abteilung: Safety Section – Mr. Dyches), den deutschen Behörden eine neue Idee für mehr Sicherheit im Straßenverkehr vor. Sein Vorschlag, einen Schülerlotsendienst einzuführen, wurde von den Behördenvertretern damals begeistert aufgenommen und eingeführt. Daraus entstand in enger Zusammenarbeit zwischen Polizei und Schule im Laufe der vergangenen 70 Jahre die bis heute erfolgreich praktizierte Verkehrssicherheitsschulung.

Gemeinsam mit den Kontaktpolizisten lernen Kinder die wichtigsten Verkehrsregeln und Wissenswertes zum Schulweg. Im vierten Grundschuljahr beschäftigen sich die Klassen dann mit dem sicheren Radfahren und legen bei ihrem Verkehrssicherheitsberater eine Radfahrprüfung ab. Das Lehrerfortbildungsinstitut wird von den zuständigen Polizeibeamten maßgeblich bei der regelmäßigen Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer in diesem Themenbereich unterstützt.

Weitere Verkehrssicherheitsprojekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten wurden im Laufe der Zeit auch für Jugendliche, Erwachsene und Senioren entwickelt. Hierzu zählen u.a. die Projekte ´Crash-Kurs-Küste´, ´Schutzengel´ (gegen den Missbrauch von Alkohol und Drogen im Straßenverkehr), ´Umsteigen´ und ´Safety Granny´.

Das Projekt ´Crash-Kurs-Küste´ richtet sich an Jugendliche und verfolgt das Ziel, diese auf die Gefahren für junge Fahranfänger hinzuweisen. Jedes Jahr verunglücken in Deutschland viele tausend Fahranfänger und auch junge Menschen als Mitfahrer im Straßenverkehr. Immer wieder verursachen Verkehrsunfälle großes Leid in den Familien. Sehr oft tragen die Verkehrsteilnehmer lebenslange Schäden davon oder sterben schlimmstenfalls. Die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen dafür sensibilisiert werden, durch die Einhaltung wichtiger Regeln im Straßenverkehr die Entstehung von Verkehrsunfällen zu minimieren. Eine zu hohe Geschwindigkeit, der Konsum von Alkohol oder Drogen und auch das Nicht-Anschnallen können schwerwiegende Folgen haben.

´Crash-Kurs-Küste´ ist ein Präventionsprojekt, bei dem Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Notfallseelsorger und Angehörige von Unfallopfern von ihren Erlebnissen mit schweren und schwersten Verkehrsunfällen berichten. ´Crash-Kurs-Küste´ ist direkt, hoch emotional und macht betroffen.

Neben der Verkehrsprävention sind auch die umfangreichen Maßnahmen und Projekte der Kriminalprävention maßgeblich an der Wahrung der Inneren Sicherheit beteiligt. Dieses beinhaltet sowohl staatliche als auch private Elemente und verfolgt das vorrangige Ziel, die Folgen von Kriminalität so gering wie möglich zu halten, sie im Idealfall gänzlich einzudämmen. Dazu zählen z.B. Maßnahmen zur Verringerung von Einbruchdiebstählen, Taschendiebstählen sowie die Minimierung der Kriminalität zum Nachteil von Seniorinnen und Senioren. Neue Handlungsfelder haben sich auch im Bereich von Mobbing, Cyberkriminalität oder der politischen Kriminalität ergeben.

DIE Anlaufstelle für Interessierte zum umfassenden Thema Kriminalprävention ist die Polizeiliche Beratungsstelle im Stadthaus 6. Hier erhalten die Bürgerinnen und Bürger Informationen zu unseren Präventionsangeboten.
Seit mittlerweile 40 Jahren bieten wir Ihnen auch aktive Hilfe zum technischen Einbruchschutz an. Wir beraten Sie umfassend bei der Planung und Umsetzung von angedachten Sicherungsmaßnahmen bei Neu- und Umbau oder anlassbezogen nach einem Einbruch. Hier haben Bürgerinnen und Bürger sowie Firmen die Möglichkeit, sich kompetent und kostenlos über mögliche Schwachstellen und technische Sicherungsmöglichkeiten von Wohnungen und Gebäuden vor Ort aus polizeilicher Sicht und erster Hand beraten zu lassen.

Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Aufklärungsarbeit im Bereich der ´Illegalen Drogen´. Strafrechtliche Konsequenzen einerseits, die Gesundheit und der negativ veränderte Lebensweg andererseits werden in Bremerhavener Schulen und Institutionen in Fachvorträgen thematisiert.

Die polizeiliche Prävention ist außerdem zuständig für Schulungen und Vorträge zu diversen Themenkomplexen wie Gewaltprävention, Mobbing, Stalking, Selbstbehauptungstrainings für Frauen und Mädchen, Vorträge und Kurse im Bereich der Straftaten zum Nachteil älterer Menschen (SÄM-Delikte) sowie Filmprojekte zu aktuellen Problemen der Jugendkriminalität. Aktionen wie ´Gemeinsam Wachsam´, ´Stopp den Taschendieb´, ´Sicher Leben im Alter´, Alkoholtestkäufe und vieles mehr sind für viele Bremerhavenerinnen und Bremerhavener mittlerweile eine geschätzte Möglichkeit zur unkomplizierten Kontaktaufnahme mit der Polizei geworden.

Auch die Arbeit mit Kindern ist ein wichtiges Handlungsfeld in der polizeilichen Prävention. Leider werden sie immer noch allzu oft Opfer von Straftaten! Sei es im häuslichen Bereich oder auch in Schule und Freizeit. Daher werden in enger Kooperation mit den Bremerhavener Schulen seit vielen Jahren entsprechende Unterrichtseinheiten zu ihrem Schutz und zur Förderung ihrer Interessen durchgeführt.

Prävention ist nicht nur eine polizeiliche Aufgabe, sondern eine gesamtgesellschaftliche Möglichkeit Normverstöße zu verhindern oder einzudämmen. Darum engagiert sich die Ortspolizeibehörde in vielen Netzwerken und Institutionen, die Präventionsangebote entwickeln und umsetzen. Zu diesen Netzwerken gehört auch der Präventionsrat der Stadt Bremerhaven, der 1993 durch Bestrebungen von Schule, Justiz und Polizei gegründet wurde. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Bevölkerung Bremerhavens vor Normverstößen auf allen Ebenen zu schützen und den Gedanken der Zivilcourage wiederzubeleben. Seit Gründung des Präventionsrates wird die Geschäftsführung durch die Ortspolizeibehörde wahrgenommen. Unter anderem werden hier die regelmäßigen Treffen des Rates koordiniert und damit eine Austausch- und Kommunikationsplattform für die beteiligten Behörden, Institutionen, Einrichtungen und Interessenverbände geschaffen.

Als eine ausgesprochen erfolgreiche Maßnahme wurde Anfang der 2000er Jahre das Projekt ´Mut gegen Gewalt´ ins Leben gerufen. Dieses wurde mit dem Deutschen Förderpreis Kriminalprävention in Höhe von 10.000€ ausgezeichnet. Aus diesen Mitteln hat der Präventionsrat lange Zeit die Preisträger des Zivilcouragepreises ausgezeichnet. Dieser wird jährlich vergeben und mittlerweile durch ortsansässige Firmen, Vereine oder Organisationen gespendet.